Keiner ist ohne Schuld - Familiensaga
/ Karin
Bottke |
Der Roman um Schuld und Sühne wurde - mit Unterstützung
des Landkreises und der Leiterin der Helmstedter Museen Marita Sterly - im
April 2019 in der Aula des Helmstedter Juleums vorgestellt. Highlight
des Abends war die eigens für die Geschichte komponierte Musik von Werner "flamingstratman"
Lindner.
Ich zog damit einen Schlussstrich unter ein
Doppelleben, das ich ziemlich lange geführt habe. Manchmal tief in Gedanken,
dass mein Mann mir öfter vorhielt: Du hörst mir gar nicht zu! Ich werde also nicht mehr so oft abwesend in der Eifel weilen
oder auf den Spuren der Römer durch Trier bummeln. Ich trenne mich von
Mutter Hellmig und Christoph, lasse Maren, die ich sooo lange begleitet
habe, schweren Herzens los!
Da
im Laufe von drei Generationen viele Personen kommen und gehen, wird der
Zuhörer bei Lesungen nur Einblick in einige Teile des ersten Kapitels
erhalten. Unmöglich, ihn mit dem ganzen Familienclan, mit den Aufenthalten
in der Eifel, oder gar mit der Reise nach Texas zu verwirren. Wenn Sie Erna
Burger oder Frau Doktor Reipel begegnen wollen, oder vielleicht Rechtsanwalt
Dr. Henning Negeborn, einen Freund des Hauses - oder wenn Sie wissen wollen,
was es mit Dorle, der Puppe aus Bitburg, auf sich hat, die Maren auf dem
Coverbild im Arm hält - dann werden Sie sich selbst an die Lektüre machen
müssen.
Nur so viel: Maren wurde 1957 in Hamburg geboren – und ist vom
Schicksal arg gebeutelt. Verwaist, in ihrer Kindheit missbraucht, leidet sie
seither unter Ängsten und Panikattacken. Ein Mädchen, das es nach Mainz in
ein Kinderheim verschlagen hat, das mit 15 Jahren erneut in Gefahr gerät,
und in der Familie Hellmig Geborgenheit erfährt. Die Eifel wird nun ihre
Heimat. Aber der Schritt in ein neues Leben fällt ihr schwer. Konfrontiert mit Schuld
und Tod sorgt Maren für Aufregung. Und je mehr Jahre vergehen, umso heftiger
leiden, bangen und hoffen die Hellmigs mit der jungen Frau, die nicht zu
sich selbst finden kann. Liebe Menschen gehen verloren. Was bleibt sind die
Träume, die Angst, bevor Maren die dargereichten Hände zögernd ergreift.
Alles scheint gut. Da macht sie bei einem Puppendoktor eine folgenschwere
Entdeckung. Die Erinnerung an Dorle, die in früher Kindheit für Maren der
einzige Trost in all der Verlassenheit gewesen war, führt eine
schicksalhafte Wende herbei. Maren hatte einmal gesagt, Liebe ist wie Hass,
nur viel schlimmer. Bestätigt sich das erneut? Die Suche nach ihren Wurzeln
wird begleitet von Misstrauen, von Intrigen. Die Angst vor Nähe lässt
sich behandeln - aber die Angst vor der Angst bleibt. Die Schuld hat die
biedere Moral eines Familienclans eingeholt. Verlogene Ehre, Hand in Hand
mit einer Lebenslüge.
Hat der Löwe noch
gebrüllt? Das war der Arbeitstitel, die Idee.
Die Überschrift hat sich verändert, das Cover wurde der Qualität des
Buches nicht mehr gerecht. Die Protagonisten haben sich
selbstständig gemacht, haben ein Eigenleben entwickelt. Der Löwe, der in
Maren Brunjis Träumen brüllte, bedrängt sie, geistert durch ihr
Unterbewusstsein. Da hilft auch die grüne Lunge der Eifel nicht wirklich.
Zumal Maren, der Not gehorchend, den Schutz des Dorfes am Rande des
Höhenzuges gegen die Steinwüste der Stadt Trier tauschen muss. Doch die
alten Römer haben großartiges hinterlassen. Und
wider Erwarten erlebt Maren in dem Ort an der lieblichen Mosel bezaubernde Kaiser-Augustus-Tage.
Sie will endlich leben! Ob ihr das
gelingt?
Die Prämisse der
Familiensaga: Eine Lüge bleibt niemals allein.
Sie zwingt zu neuen Lügen, zum
Verschweigen, zum Vertuschen. Warum werden die Hellmigs nach Jahrzehnten von der Vergangenheit eingeholt?
Nur weil ein Mädchen namens Maren Brunjis auftaucht?
Weil ein Verbrechen geschieht? Weil es nicht das einzige Verbrechen ist?
"Ruhen lassen", sagt die Versuchung.
"Reinen Tisch machen", sagt das Gewissen. So wie eine Lüge die nächste gebiert, so zwingt Schuld zu neuer Schuld.
Ein
Teufelskreis.
"Es wird nichts mehr, wie es war", sagt die Reue.
"Ihr hättet besser Stillschweigen bewahrt", sagt die Feigheit.
"Anhören und verzeihen", sagt die Liebe und übt sich in Geduld.
Copyright
2019 - Alle Rechte vorbehalten. 348 Seiten. Covergestaltung von der
Künstlerin Monika Herzog. Verlag BoD - Books on Demand,
Norderstedt, ISBN 9 783749 406814, TB 12,00 Euro, eBook 7,99 Euro.
Leseproben finden Sie in vielen div. Shops im Internet.
Der Helmstedter Sonntag berichtete:
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