Aus Helmstedts Zeit als Universitätsstadt sind uns viele Fachwerkgebäude, Professorenhäuser und das Juleum geblieben - eine Altstadt mit Charme. Ich lebe im Schutz einer romanischen Klosterkirche. Sie ist das Nachbarhaus meiner Familie, so wie andere Leute einen Wohnblock neben sich haben. Und wie es oft mit Nachbarn ist, wir haben ein gutes Verhältnis zueinander.
Wenn ich zu den Festen
fragte: „Mutti, was kann ich denn schenken?“ Dann sagte sie: „Du brauchst uns
nichts zu schenken. Sei nur immer ein liebes, braves Kind.“
Och nee, so
was wollte ich nicht ... „Na, dann male uns ein Bild!“ Damit war der
Grundstein gelegt. Es machte Spaß, es kostete kein Geld und war nicht so
anstrengend, wie diese dumme Sache, ein liebes, braves Mädchen zu sein.
Das ist nun - nach 15 kreativen Jahren - ins Stocken geraten, ein Neubeginn ist nicht in Sicht. Corona heißt der Störenfried. Trotzdem sind wir in Verbindung geblieben, hatten den "Immerwährenden Kalender" publiziert. Haben sogar noch eine Lesung durchziehen können, eine Ausstellung der Kunstwerke in Verbindung mit unseren Texten auf die Beine gestellt und das ein oder andere Treffen arrangiert. Es ist still geworden. Umso lauter geht es in der Deutschen Sprache her. Es wird an bestehenden Regeln gebastelt, konstruiert und gegendert was das Zeug hält. Der Duden hat zugenommen und Sternchen, "Innen", Doppelpunkte, Schrägstriche und was die Tastatur sonst so hergibt, müssen endlich das leisten, was alle anderen Buchstaben bisher schon immer leisten mussten. Gleiches Recht für alle. Nein, keine Bange, ich will mich hier nicht in Glossen verlieren, ich will nur zum Ausdruck bringen, was ich davon halte - nämlich nichts! Ich denke, die Gender-Sprache macht keine Gleichberechtigung. Dem Anliegen um Gleichbehandlung geht über diese Sprach-Spiele tatsächlich die Ernsthaftigkeit verloren. In der Zeitung stand dieser Tage die Frage: "Sprichst du noch, oder genderst du schon?" In diesem Sinne spreche ich und schreibe ich meine Texte und Bücher "geschlechtsneutral": In einer Sprache, wie ich sie gelernt habe, wie ich sie seit Jahrzehnten beherrsche und benutze. Es täte mir leid, deshalb nicht gelesen zu werden. Aber es täte mir weh, wenn ich meine schöne Sprache deshalb verbiegen müsste. Vieles gäbe es dazu noch zu sagen. Aber frei nach Michael Ende: Das ist eine andere Geschichte - und soll ein andermal erzählt werden. Bis dahin - bleibt alle gesund! Tritt ein, die Tür ist nur angelehnt. Lebe deine Träume. Trotz kleiner Unterbrechungen verfolgte ich unbeirrt den Weg des Schreibens.
Erst Jahre später nahm ich mein vernachlässigtes Hobby wieder auf, das Schreiben. Ich hatte Ideen und viele Pläne. Und wieder stellte mir das Leben ein Bein. Meine Mutter nahm mich durch ihre Krankheit zunehmend in Anspruch. Aber dieses Mal hatte ich meinen Bleistift nicht in die Schublade gepackt. Als sie starb, hatte ich einen Berg Zettel, Notizen und Geschichten in einem Karton. Ich begann, mein aufwühlendes Erlebnis und meine Trauer aufzuarbeiten, indem ich über die Demenz schrieb. Ein Buch war nicht geplant. Aber wie es so ist ... Es entstanden zwei Bücher. "Oma auf dem Sonnenstrahl". Ein Roman für junge Leser und jene Leser, die sich erst einmal mit leichter Hand an das Thema heranführen lassen mögen - ich nenne es "Demenz-light". Und "Demenz. Lass mich nicht alleine gehen", das vor den Problemen der Pflege nicht halt macht. Faszination Buch. Es muss rundherum Lust auf mehr machen. Freude am
Anschauen, am Lesen, am Träumen. "Niemand zieht ins Nachbarhaus"
ist ein solcher Traum. Der Weg zum Buch ist anfangs weit. "Ein Hauch
von Minze": Der Einband - der Titel - das Coverbild - das Papier - Coverrückseite
(mit Vita oder
Kurzfassung?) - das Layout (mit Schriftart und -größe) - vielleicht mit Illustrationen
- mit
eigenen Fotos oder Zeichnungen. Die Frage nach dem Copyright. Wird das
Buch mit ISBN angeboten? Wie finde ich den richtigen Verlag? Wie soll der
Vertriebsweg sein, wie die Werbung? Ein persönliches Highlight möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: 2018 wurde der
Helmstedter / die Helmstedterin / des Jahres ausgelobt.
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